Spukhafte Fernwirkung

Es gibt sehr beruhigende und sichere Erkenntnisse im Alltag, etwa die Lichtgeschwindigkeit.
300.000 Kilometer pro Sekunde. Das sind gewohnte Verhältnisse, wenn man unter dem Nachthimmel steht, über diese abartigen lichtjahrelangen Entfernungen nachdenkt, die uns trennen von all den Zivilisationen, die es da oben geben könnte.
Und während ich da unten einen Zwiebelkuchen verspeiste, kam  die Quantenverschränkung daher, Mittagspause. Ein Kollege erzählt. Und er kann gut erzählen.
Das ist nicht wirklich kompliziert, hört sich aber völlig unglaublich an:
Es gibt Teilchen, die sind kleiner als Atome. Protonen, Photonen, Elektronen und all der Kram. Die stehen in einer Verbindung miteinander, die schneller sein muss als Licht. Wenn ich eines dieser Teilchen, in meinem Zwiebelkuchen habe, so dreht es sich gleichzeitig mit seinem verschränktem Teilchen, das sich ganz weit weg auf der Wega befinden könnte, seinem Zwilling. Schneller als das Licht kommuniziert das Teilchen im Zwiebelkuchen mit seinem ihm verbandelten Teil auf Wega, wie es sich drehen soll. Rechts oder Links. Unvorstellbar!
Einstein ist damit an die Wand gefahren, das konnte er nicht erklären. „Gott würfelt nicht!“
Und für uns zum Troste: Die Quantenverschränkung ist derzeit nicht erklärbar, aber es gibt sie.

Eine ganz andere Geschichte kam mir dadurch in den Sinn. Ein Artikel in der Lokalpresse, lange Jahre her, ich habe ihn nicht mehr gefunden. Es hat sich wirklich so ereignet, hie und da mag mir ein wenig dichterische Freiheit erlaubt sein, aber ich kann sie nach etlichem Gedankenkramen wohl wiedergeben, diese Geschichte:
Es trug sich zu auf einem Dorffriedhof auf der Alb, unweit von hier. Eine Dame pflegte sich um eine ältere Grabstätte zu kümmern, die etwas abseits gelegen war. Bei einem ihrer regelmäßigen Besuche einmal im Monat fand sie dort einen Brief vor und Räucherwerk.
Der Brief war mit Tinte in einer für sie nicht lesbaren Schrift aufgesetzt, das Papier angegilbt. Es muss erwähnt werden, dass kurz nach diesem Fund starker Regen einsetzte.
Neugierig geworden, began sie Erkundigungen einzuziehen. Ich weiss nicht mehr, ob es die Mesnerin oder die Frau des Pfarrers war, man erinnerte sich, dass zwei Indianer mit Begleitung auf dem Friedhof waren. Sie baten um Erlaubnis, eine Räucherzeremonie durchzuführen. Kein Problem, da die Würde des Ortes unangetastet blieb, gute Entscheidung!
Als es sich herausstellte, daß der gefundene Brief von einem Bewohner dieses Dorfes vor langer Zeit an einen nach den USA ausgewanderten Angehörigen geschickt wurde, zog die Angelegenheit ihre Kreise.
Wer sich da danach an wen gewandt hatte, an das kann ich mich nicht mehr glaubhaft erinnern, aber irgend jemand wußte von der Anwesenheit einer indianischen Delegation, die wg. einer Ausstellung das Museum für Völkerkunde in Stuttgart besucht hatte.
Zwei dieser Indianer wollten einem ihrer Vorfahren ein Opfer darbringen, von dem sie wußten, das er in diesem Dorffriedhof begraben war, das brachte man dann schnell heraus. Der Auswanderer hatte nämlich in den Staaten eine Indianerin geehelicht, die beiden Besucher waren die Nachkommen.
Die Nachkommen beider Zweige der Familie konnten sich im Gefolge dieser Ereignisse auf amerikanischen Boden treffen, das Band wurde so geknüpft, das lange Jahre zerschnitten war.
Man mag mir das glauben oder nicht, aber es ist wahr. Großes Indianerehrenwort!
Und zu schön ist sie und passt sie zu den Quanten, die Geschichte.

25 Gedanken zu “Spukhafte Fernwirkung

  1. Doch doch, ich kann das schon gut glauben. Ich habe während meiner Zeit in Südamerika im indigenen Umfeld auch auf den ersten Blick unglaubbare Vorgänge erlebt.

    Ausserdem gibt es zwischen Himmel und Erde unzählige Phänomene, die mit der heute gängigen Wissenschaftstheorie (noch) nicht erklärbar sind.
    Ich frage mich: wenn vieles, was sich aus ältesten Zeiten heraus entwickelt hat und erwachsen ist, schon nicht erklärbar ist, wie ist es dann mit den Veränderungen in den Systemen.

    Bei jedem an diesen Fragen Interessierten sollte Faust I auf dem Nachttisch liegen.

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  2. Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich mit der Theorie der verschränkten Quanten weiter zu bewegen als hin zu dem, was wir Zufall nennen.
    Wenn man da aber weiter bohrt in die Tiefe, dann schadet er nicht, der Faust.
    Ich habe das Gefühl. dass ich noch eine Weile in Ruhe darüber nachdenken muss, über die Quanten und den Zufall.

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  3. Ich muss zwar noch über vieles nachdenken, jedoch sind die Entfernungen nicht so abartig, es ist die Sichtweise. Es geht zwar über unseren Horizont hinaus, doch im System sind wir abartig winzig. Dann klappt das auch mit dem Horizont…

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  4. Also mein Zwiebelkuchen besteht aus knusprigem Hefeteig, Sahne, Schinkenspeck, Kümmel und natürlich Zwiebeln. Quanten geben die Ulmer nicht in den Teig.

    Die kleinsten Teile meines Zwiebelkuchens stehen mit meinen Speicheldrüsen in enger Verbindung – und nur mit meinen Speicheldrüsen, wie Herr Pawlow herausfand.

    Familienzusammenführungen liebe ich sehr, zumal wenn exotische Familienbande überraschend aufgedeckt werden wie hier in der Geschichte mit den rauchzeremonieliebenden Indianern.

    Ähnlich belebend:

    Wenn z.B. bekannt wird, dass der leibliche Vater der freundliche Rechtsanwalt zwei Straßen weiter ist und nicht der bis dato dafür gehaltene Herr, der mit der zweifelsfrei feststehenden Mutter in einer gemeinsamen Wohnung lebt. Das bringt Abwechslung und Spannung ins Leben,da brauchen wir doch nicht noch Teile auf der Wega, die mit uns in Verbindung stehen.

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    • Quantenfreie Produktion betrieb auch die längst abgegangene Metzgerei Prenkart mit ihren „Luthrischen Würsten“. Muss man halt gut aufpassen bei Hefeteig, dass da nicht ein Photon reinkommt, immer schön abdecken beim Gehenlassen.
      Seit jemand mir als Präsent zur heiligen Kommunion ein Buch über Astronomie zukommen liess, da bin ich belastet mit diesen Dingen. Die Lichtgeschwindigkeit war so eine Art heiliger Gral für mich. Das alles irgendwie sich da hinein ordnet und fügt. Du hast recht, kein Mensch braucht Quanten und Generationen sind schon selig oder auch unselig über diesen Planeten gewandelt, ohne davon zu ahnen. Aber die hatten auch keinen Kollegen, der einem beim Zwiebelkuchen mit solchem Zeug daherkommt und diesen gedanklichen Virus in’s Hirn pflanzt.

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    • Eine Leserin schreibt:

      In Zukunft werde ich vorsichtshalber nur noch Ulmer Zwiebelkuchen verspeisen. Ist ja unglaublich, was einem heutzutage alles untergejubelt wird. Von diesen Quanten habe ich gehört, dass sie springen. Das kann doch unmöglich gesund sein, für die Verdauung.

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      • Bei Zwiebelkuchen, also, da kenn ich gar nix. Ob von Ulm oder sonst woher aus dieser Sphäre am Albrand, der schmeckt genial. Eine Steigerung neuerdings bildet für mich guter Rahmkuchen. Quantenversiegelt, versteht sich, diese nervigen Dingers ….
        Dann springt nichts raus ….
        🙂

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  5. Der Schauspieler-Sänger Reiner Schöne (Hair-Musical, Werd ich noch lieben, wenn ich älter bin) erzählte in der NDR Talkshow in den 90er Jahren, dass er von Schoschonen abstammt, weil seine Großmutter in Thüringen Bekanntschaft und Liebelei mit einem Indianer erlebte, der mit den um 1900 beliebt/berüchtigten Völkerschauen ins Land kam und eine Weile im Erfurter Zoo zu besichtigen war. Die „Darsteller“ bekamen abends Ausgang und so entstand die Liason mit Reiners Oma. Der uneheliche Sprößling erhielt den Nachnamen Schöne (von Schoschone).
    Auch wenn es nicht stimmt – eine schoschöne Geschichte ist es allemal. Hough.

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    • Eine Leserin schreibt:

      Da haben Sie durchaus etwas versäumt.
      Vielleicht mal ein bisschen aufhübschen. Im alpenländischen Nachbarstaat gibt es eine jungfräuliche Muschelwurst (ethnologisch ebenfalls ungeklärter Provenienz), die kompetent weiterhelfen kann.

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  6. Ach du jeh, so war das gemeint. Kenne ich. Eurovision.
    Hat mich immer fasziniert, irritiert, kann den gar nicht verorten, ausser nur als einen viel zu spät auf uns gekommenen Nazarener.
    Musikmäßig ein wenig schwach auf der Brust. Wird noch werden. Schaunmermal.
    🙂

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    • Eine Leserin schreibt:

      „Nazarener“ triffts genau, finde ich. Und „auf uns gekommen“ irgendwie auch.
      Ich kann mit seiner Musik nichts anfangen und mit dieser ganzen Selbstinszeniererei sowieso nicht.
      Habe aber ein Interview mit ihm gesehen, das mich überrascht und berührt hat. Man kann ihn auf keinen Fall als Witzfigur abtun.

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  7. Für eine Witzfigur sieht er viel zu echt androgyn aus.
    Ich hab im Geist den Fundus an Musikstars abgespult, die sich ein ähnliches Image gaben.
    FAIL.
    Divine fiel mir noch ein. Aber er war gleich wieder ganz anders.
    So krass hat das bisher keiner geschafft.
    Aber man kann ja selber schaun und danach sein Urteil fällen. Sehr sehenswert!

    Danke!

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      • „If you’re not hurting anybody, I think you can do everything“
        So seh ich das auch.
        Von seinem/ihren (bin mir jetzt nicht mehr sicher) gesprochenen Englisch kann sich ein Herr Öttinger eine ziemliche Scheibe abschneiden. Eine ganz arg große Scheibe.
        Ich weiss nicht, ob die Welt durch solche Menschen besser wird, aber schlechter wird sie es mit Sicherheit nicht.
        Zumindest in der sprachlichen Kompetenz:

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  8. Eine Leserin schreibt:

    Kann ich nicht zu Ende hören. Halte ich einfach nicht aus.

    Zu dem „er“ oder „sie“ hat Herr Neuwirth irgendwo gesagt, dass er ein schwuler Mann sei. Also: „er“.
    Wenn er sich aber als Frau stylt, was er als seine Berufsbekleidung betrachtet, sei er Frau Wurst, also „sie“.
    Das Spannende, und dafür schätze ich ihn wirklich, ist ja der Punkt in einem selbst, wo die Irritation einsetzt, wo die betonierten Denk- und Fühlgewohnheiten ins Wanken geraten. Das sind die so seltenen und kostbaren Momente, in denen man mitverfolgen kann, wie in einem selbst eine Veränderung in der Wahrnehmung und im Denken entsteht. Wo man ahnen kann, was es heißt, dass sich „Synapsen verknüpfen“. An dieser Stelle wird die Kunstfigur für mich tatsächlich Kunst.

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